Von traditionellen Polkakompositionen über klangschöne Musical-Melodien bis hin zu sinfonischer Rock-Blasmusik spannte sich der Melodienbogen beim Muttertagskonzert in Stollhofen. Michael Fuder, der musikalische Leiter des Blasmusikensembles, verzichtete bewusst auf die Bindung an ein bestimmtes Motto, was ihm eine freie Literaturauswahl für das Jahreskonzert seines Orchesters bot.
Eine sehr kontrastreiche Komposition von Martin Scharnagel mit dem Titel „Festivus Fanfare“ eröffnete den blasmusikalischen Reigen. Eingebettet in hellen und signalartigen Trompeten-Klängen entfaltete das tiefe Blech im choralen Mittelteil wohlklingende Harmonien, welche die im Holz liegende Melodieführung warm und gut intoniert durch die Tonfolgen trugen. Einen festlichen Charakter durften auch die ersten Takte der fiktiven Filmmusik „Adventure“ für sich reklamieren, wenngleich in der Dichtung von Markus rhythmische Raffinessen recht schnell etwas Farbe ins Spiel brachten, bevor beim lyrischen Mittelteil die Tenöre auftrumpften und ein furioses Finale einleiteten. Dezent vom Orchester begleitet, brillierte der Nachwuchsmusiker in den Reihen des Stollhofener Ensembles, Frederik Starke, mit weichen Flügelhornklängen und einer sehr überzeugenden Interpretation in seinem Flügelhorn-Solo „Thinking of you“. Das musikalisch wohl stärkste Stück – da waren sich die Besucher weitgehend einig – war ein Medley aus dem Musical „Phantom der Oper“. Das Arrangement von Warren Baker bestach vor allem durch seine sehr variantenreich gehaltenen Übergänge zwischen den einzelnen Melodiefolgen. Häufige Tempi- und Taktwechsel, ausgeprägte Ritardandi und auffällige dynamische Akzente gepaart mit ungewöhnlichen, vielfach auch als „schräg“ empfundene Akkorde, forderten von den Akteuren auf der Bühne ein überdurchschnittliches Maß an Aufmerksamkeit und Konzentration. Das Orchester entließ sein Publikum mit dem Konzertmarsch „Sympatria“, dessen musikalische Dramaturgie von zwei einstimmig gehaltene Eingangssequenzen bestimmt wurden und jeweils zu mehrstimmigen Sätzen aufblühten, in die Pause.
Furios mit einem echten „Hallo-Wach-Effekt“ startete Michael Fuder und sein Orchester mit Steve McMillan`s „New Age Rock“ in den zweiten Programmteil. Betont harte Rhythmen einerseits und ein melodiöses, betont getragenes Zwischenspiel mit Jens Gessert als Saxophon-Solist, andererseits bildeten eine ungewöhnliche, als sinfonischer Blasmusik-Rock bezeichnete Symbiose, die als noch nicht sehr verbreitete Stilrichtung viel Potenzial für die Zukunft verspricht. Nach Jay Bocook`s „Skyfall“ aus der James-Bond-Reihe kündigte Moderatorin Irene Merkel einen echten Reigen mit Solisten an. Gleich mehrere davon prägten das Arrangement zur Filmmusik „La la Land“ um einen talentierten Jazzpianisten. Dabei entlockten unter anderem Manfred Schäfer und Lisa Ruschmann ihren Klarinetten sonore und weichen Klangfarben. Richtig Dampf machten dann Katharina Nöltner, Leander Müller und Marius Reinfried beim schmissig-schwungvollen Dixie-Marsch „Posaunen-Express“. Der dreistimmige Posaunensatz voller Glissandi und rhythmischer Besonderheiten bestach vor allem mit einem atemberaubenden Tempo, wobei die Akteure trotz anspruchsvoller Tonfolgen souverän ihren Höllentrip meisterten. Dann kamen endlich auch die Traditionalisten unter den Zuhörern auf ihre Kosten: Diszipliniert bei der Artikulation und Phrasierung agierte das Orchester bei der „Weinbrennerpolka“, dynamisch ansprechend hingegen bei dem mit vielen an- und abschwellenden Passagen gespickten „Olympia-Marsch“. Mit viel Gefühl für die Intonation folgten die Musikerinnen und Musiker den literarischen Dynamik-Vorgaben in der tonvolumenreich gestalteten Komposition „Von guten Mächten“. Mit der stimmungsvollen Polka „Eine letzte Runde“ gelang dem Blasmusikorchester ein stimmungsvolles Finale beim Muttertagskonzert.