Badener können eben doch mit den Schwaben. Das war die eindeutige Botschaft beim Muttertagskonzert in Stollhofen. Die schwäbischen Gäste des Musikvereins „Frohsinn“ Rottweil-Altstadt eroberten mit ihrem auf hohem blasmusikalischem Niveau stehenden Auftritt die Sympathien der Stollhofener Konzertbesucher.
Das Orchester aus der ältesten Stadt im Land hatte sich für das Gastspiel im Badischen viel vorgenommen. Das war bereits aus der Literaturauswahl des seit 13 Jahren beim Rottweiler Traditionsverein tätigen musikalischen Leiters, Axel Zimmermann, zu erkennen. Die knapp 40 Musikerinnen und Musiker punkteten beim Stollhofener Publikum als kompakter Klangkörper, der gekonnt mit den dynamischen Elementen der ausgewählten Kompositionen zu spielen vermochte. Einige solistische Einlagen würzten den harmonischen Gesamteindruck der anspruchsvollen Interpretationen. So auch beim eher ungewöhnlich ruhigen Eröffnungsstück mit einer ans Majestätische heranreichende Melodienfolge im „Marsch es Soldaten Robert Bruce“. Rebecca Wiedemann und Sandra Gruler setzten die Einstiegssequenz mit ihren liebliche Querflötenklängen und feiner Intonation in Szene. Nach der Ouvertüre „Choreography“ mit seinem mitreißenden Anfangsteil, phrasierten und ausdrucksvollen Melodieverläufen und einem zum Finale hin deutlich anziehenden Tempo, entführte das 126 Jahre alte Orchester sein Publikum in „Alpine Inspirations“ zu einer musikalischen Bergreise. Ein mehrfach wiederkehrendes Motiv zog sich durch die Melodien mit Dur- und Molltonarten, wobei die harmonischen Akkorde insbesondere bei den lyrischen Tonfolgen dem feinen Gehör schmeichelten. Kathrin Efinger kündigte dann mit „Moments for Morricone“ ein Medley mit Musik aus den bekanntesten Italo-Western an. Für die Akteure verlangte das Notenskript höchste Konzentration, war sie doch gespickt mit mehrfach hintereinander liegenden, von den Akteuren sicherlich als „fies“ empfundenen, weil an ungeraden Zählzeiten notierten Generalpausen. Mit einem Konzertmarsch und zwei Zugaben setzten die Rottweiler Gäste einen stimmungsvollen Schlusspunkt bei ihrem gelungen Auftritt in Baden.
Eine sehr kontrastreiche Programmzusammenstellung kennzeichnete die Literaturfolge beim Musikverein Stollhofen unter der Leitung von Michael Fuder. Dabei standen sich weiche und harmonische Klänge mit sinfonischem Charakter einerseits und überaus harten Rhythmen und markige Rockmusik andererseits in einer spannungsgeladenen, musikalischen Divergenz gegenüber. Knackig agierte das Orchester bei der Eröffnung mit „Fanfare for a celebration“. Die Komposition von Charles Michiels war nicht sonderlich lang, aber vom dominierenden hohen Blech und kernigen Posaunenklängen geprägt. Eine gelungene Premiere als Moderator feierte Volker Schuh, dessen elegante Wortwahl beim Publikum gut ankam. Viel detaillierte Probenarbeit hatten die knapp 40 Stollhofener in die Uraufführung der dreiteiligen Komposition „Lord Tullamore“ gesteckt. Die war auch notwendig mit Blick auf den anspruchsvollen Notensatz, der den Akteuren nicht nur technische Fingerfertigkeiten beim Spiel rasanter Tonfolgen abverlangte, sondern auch ein gutes Gehör für die dynamischen Feinheiten bei den ruhigen Momenten. Etwas leichtere Kost servierten das Blasmusikorchester seinen Gästen bei Jacob de Haan’s „Queens Park Melody“, bevor Steve Mc Millan‘s „Start up“ den Einstieg in das Rock-Genre ankündigte. Michael Fuder und sein Orchester wählten bei ihrer Stippvisite in das Genre des Hard-Rock eine von Sean O`Loughlin für Blasmusikensembles arrangierte Selection mit dem Titel „Metal!“. Dennis Schmejkal mit seiner E-Gitarre und Nino Hoffmann mit dem E-Bass gaben der Uraufführung den fetzigen Sound, den es für solch eine rockige Nummer brauchte. Traditionsmusik war dann beim Finale der schwäbisch-badischen Konzertkooperation zu hören.