Die Vorgeschichte des Stollhofener Musikvereins ging bis in die Zeit um die Jahrhundertwende zurück. Schon damals trafen sich Idealisten, um mit eigenen Instrumenten, ohne jede Bindung an Vereine oder sonstige Interessengruppen zu musizieren. Anlässe gab es genügend, seien es kirchlicher oder weltlicher Art oder einfach aus Freude an der Musik. Bereits zum Weißen Sonntag 1912, so wussten ältere Einwohner noch zu berichten, spielten die damaligen Musikanten beim Umzug im Dorf.
Durch den 1. Weltkrieg nur kurz unterbrochen, lebte die Tradition bald wieder auf und fortan spielte man auch zum Tanz in den umliegenden Dörfern und dem benachbarten Elsass. Selbst der 1927 gegründete Karnevalsverein Stollhofen verpflichtete Stollhofener Musikanten zum Faschingstanz und zum Fastnachtsumzug.
Im kältesten Winter jener Zeit, im Jahre 1929, musizierte man in Greffern. Der Heimweg musste bei klirrender Kälte angetreten werden. Nach langem Fußmarsch kam man müde und halb erfroren in Stollhofen an. Die Instru-mente wurden damals teils selbst beschafft, teils aus Spenden der Bevölke-rung mitfinanziert.
Im Jahre 1930 kam Anton Groß aus Ottersdorf nach Stollhofen und schloss sich den Musikern an. Neben dem Musizieren in Stollhofen spielten Franz Hättich, Franz Bechtold und Anton Groß in der seinerzeit schon bestehenden Musikkapelle in Schwarzach.
Mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges kam die Tätigkeit der Musikergruppe vollständig zum Erliegen. Es sollte 18 Jahre dauern, bis sich wieder Stollhofener Musikfreunde zu einer Kapelle zusammenfanden.
Auf Anregung von Franz Bechtold und Franz Hättich, die in den ersten Jahren nach dem Kriege weiter in der Schwarzacher Kapelle mitwirkten, machte man sich daran, auch in Stollhofen eine Musikkapelle zu gründen. Große Unterstützung erfuhren die Bemühungen durch den gerade aus der russischen Kriegsgefangenschaft heimgekehrten alten Musikerkameraden Anton Groß, der sich fortan bereiterklärte, die Leitung der Kapelle zu übernehmen. Durch großen persönlichen Einsatz der Initiatoren gelang es bald, eine große Anzahl junger Männer für die Blasmusik zu begeistern.
Es begann ein regelmäßiger Probenbetrieb am 3. März 1954.
Unter großen finanziellen Opfern wurde die Beschaffung der erforderlichen Instrumente in Angriff genommen. Durch Unterstützung der Gemeindeverwaltung unter dem damaligen Bürgermeister Dorsner und durch Spenden aus der Bevölkerung konnten die Instrumente, wenn auch nur zum Teil gebrauchte, gekauft werden. Durch Auftritte und Tanzveranstaltungen gelang es recht bald, das von der Gemeinde unverzinslich gewährte Darlehen zurück zu zahlen.
Der erste Auftritt der neuen Kapelle war am Weißen Sonntag 1954. In der Folgezeit fand die Kapelle bei kirchlichen und weltlichen Anlässen immer größeren Zuspruch bei der Bevölkerung. Neben den zahlreichen Auftritten brachten es die Stollhofener Musiker durch eifriges Proben zu einem beachtlichen Niveau, was insbesondere beim 75-jährigen Jubiläum des Männerge-sangvereins Stollhofen 1957 und beim 50-jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Stollhofen festzustellen war. Anfang der Sechziger Jahre nahm der Musikverein Stollhofen an drei Wertungsspielen in Hausach, Kappelwindeck und Ottenau teil.
Erstmals in der jungen Vereinsgeschichte konnte 1962 eine Schülerkapelle ins Leben gerufen werden, für deren Ausbildung Dirigent Anton Groß verantwortlich zeichnete.
In der Generalversammlung am 13. März 1964 beschlossen die Stollhofener Blasmusiker die Gründung eines eingetragenen Vereins, um die bislang lose Interessengemeinschaft rechtlich und finanziell auf eine bessere Basis zu stellen. Der damalige Vorsitzende, Franz Bechtold, stellte sein Amt zur Verfügung und wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Zum Ehrenmitglied wählten die Versamm-lungsteilnehmer den langjährigen Aktiven Franz Hättich. Erster Vorsitzender des am 8. Mai 1964 gegründeten Musikvereins wurde Franz Gäßler, der in den folgenden 18 Jahren die Geschicke des Vereins leitete. Die Gründungsversammlung fand in der „Krone“ in Stollhofen statt, wo neben den aktiven Musikern 180 passive Mitglieder aufgenommen wurden. Die großzügige Unterstützung der damals noch selbständigen Gemeinde Stollhofen ermöglichte die Beschaffung einer einheitlichen Kleidung. Höhepunkte im Vereinsleben waren neben vielen Auftritten bei befreundeten Vereinen die Kurkonzerte in Wildbad und Meran.
Für ihr 40-jähriges Engagement bei den Stollhofener Musikern wurden 1965 Anton Groß, Franz Hättich und Franz Bechtold mit dem goldenen Ehrenzeichen des Blasmusikverbandes Mittelbaden ausgezeichnet.
Nach 21-jähriger Tätigkeit als Dirigent gab Anton Groß den Dirigentenstab 1975 an Ernst Hermann aus Baden-Baden ab. Während des Musikfestes im gleichen Jahr konnte der Bezirksvorsitzende Gerhard Fritz den ausgeschiedenen musikalischen Leiter für seine Verdienste um die Blasmusik während seines 50-jährigen Wirkens mit dem großen goldenen Verbandsehrenzeichen auszeichnen und die Ehrenmitgliedschaft in der Bezirksgruppe Yburg-Windeck aussprechen. Gleichzeitig ernannte ihn der Musikverein Stollhofen zu seinem Ehrendirigenten.
Als „sehr zufriedenstellend und harmonisch“ bezeichnete der Protokollführer den Verlauf des Bezirksmusikfestes vom 22. bis 25. Juni 1979 anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Stollhofener Blaskapelle. Beim Umzug durch den Ortskern beteiligten sich 20 Musikvereine. Die wohl größte Resonanz beim insgesamt zehn Mal veranstalteten Ostersternritt verzeichnete Organisator Albert Schlageter im Frühjahr 1981. Mehr als einhundert Pferdefreunde nahmen an der traditionellen Pferde-segnung teil. Im Januar 1982 trennten sich die Stollhofener Musiker nach nur knapp sieben Jahren von ihrem Diri-genten Ernst Herrmann. Bereits bei der Generalversammlung im März präsentierte die Vereinsführung mit Edgar Schwoll einen Nachfolger, dessen ruhige Art und fachliche Qualifikation als Garant für ein erfolgreiches Arbeiten in Stollhofen gelten sollten. Am gleichen Abend löste Bernhard Müller als Vorsitzender Franz Gäßler nach dessen 18-jähriger Tätigkeit an der Spitze des Vereins ab. Gleichzeitig wurde Franz Gäßler zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Vier Jahre später musste Bernhard Müller aus gesundheitlichen Gründen sein Amt wieder abgeben. Da sich kein geeigneter Nachfolger fand, entschloss sich Franz Gäßler erneut, das Amt des Vorsit-zenden des Musikvereins Stollhofen zu bekleiden.
Aus den Reihen der Kapelle gründete sich 1988 die „kleine Besetzung“ des Musikvereins. Fortan „entlasteten“ die 14 Musiker die Gesamtkapelle bei diversen Veranstaltungen. Im Schnitt hatte die „kleine Besetzung“ bis zu ihrer Auflösung 1998 jährlich zwischen fünf und zehn Auftritte. Erstmals veranstaltete der Musikverein Stollhofen im September 1988 ein Herbstfest. Die große Resonanz auch in den Folgejahren ließ das Herbstfest jeweils am vierten Sonntag im September zu einem Eckpfeiler im Veranstaltungskalender des Musikvereins Stollhofen werden. Beim Wertungsspielen am 9. Juni 1990 in Wintersdorf belegten die Blasmusiker aus Stollhofen einen 1. Rang. Bei der traditionellen Weihnachtsfeier 1990, die schon seit Jahren zusammen mit dem Gemischten Chor Stollhofen/Söllingen durchgeführt wird, konnten acht aktive Musiker aufgrund ihrer 35-jährigen aktiven Mitgliedschaft zum Ehrenmitglied ernannt werden.
Der Musikverein brachte ein Jahr später den Dorfhock nach Stollhofen. Am 11. Juli 1991 wagten die Jungmusiker erstmals das Experiment, einen Dorfhock in Stollhofen zu etablieren.
Die Chroniker des Musikvereins sprachen von einem „Bombenerfolg“. Bis heute lädt der Musikverein zweimal in den Sommermonaten zum Dorfhock in den Schulhof.
Josef Bertram löste 1992 Franz Gäßler nach dessen erneuter Amtszeit an der Spitze des Musikvereins ab. Der heutige Ehrenvorsitzende hatte den Musikverein bis dahin weitere sechs Jahre als Vorsitzender geführt. Erstmals gab es mit Norbert Schäfer einen Musikervorstand.
Musikalisch top – wirtschaftlich flop. So könnte man den Verlauf des auf-wändig inszenierten Musikfestes vom 24. bis 27. Juni 1994 anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Stollhofener Blasmusikkapelle bezeichnen. Während der Festtage gelang es nicht einmal den aus Funk und Fernsehen bekannten „Geschwister Hoffmann“ für ausreichende Besucherströme zu sorgen. Hinter vorgehaltener Hand wurde gar spekuliert, dass nur die Einnahmen aus der großen Tombola den Verein vor einem „Minus“ in der Kasse bewahrt hatte.
Am 3. November 1995 verstarb im Alter von 90 Jahren Max Gall. Der Vollblutmusiker spielte noch mit 87 Jahren auf seiner Lyra in der Stollhofener Kapelle. Erst im Alter von 55 Jahren hatte er mit dem Lyraspielen begonnen. In der Generalversammlung vom 30. März 1996 übernahm Johann Helmlinger das Amt des 1. Vorsitzenden. Die Reihe der unbefriedigenden Musikfeste, die vorher im zweijährigen Wechsel mit Vereinsausflügen veranstaltet wurde, setzte sich auch in diesem Jahr fort. Ganze 60 zahlende Zuhörer waren zum Doppelkonzert mit dem Musikverein Unzhurst in die Festhalle gekommen. Zwar verzeichnete man am zweiten Tag einen besseren Besuch, doch beschloss die Vorstandschaft, künftig Musikfeste nur noch bei runden Jubiläen zu veranstalten.
Als vordringlichste Aufgabe hatte Johann Helmlinger bei seinem Amtsantritt die Jugendarbeit ausgewiesen. In den Folgejahren tat sich auf diesem Gebiet einiges, so dass immer wieder junge Nachwuchsmusikerinnen und –musiker in die Kapelle integriert werden konnten. Am 9. Mai 1998 lud der Stollhofener Musikverein erstmals zum Muttertagskonzert, das bis heute als blasmusikalischer Höhepunkt im Vereinsjahr gilt.
Anfang 2000 trennte man sich vom Dirigenten Edgar Schwoll in beiderseitigem Einvernehmen. In 17 Jahren hatte das Mitglied des Baden-Badener Kurorchesters gute und erfolgreiche Arbeit in Stollhofen geleistet.
Am 17. Februar 2000 trat der in Stollhofen wohnhafte Michael Fuder seinen Dienst beim Musikverein Stollhofen an, den er auch heute noch mit viel Sachverstand, Humor und Geduld erfolgreich bekleidet. Die Stollhofener Musikkapelle hat heute genau 50 aktive Musikerinnen und Musiker, während insgesamt 199 passive Mitglieder die Aktivitäten des Jubiläumsvereins unterstützen. Der Musikverein Stollhofen sieht sich im Jubiläumsjahr unter der Führung des 1. Vorsitzenden Johann Helmlinger auf einem guten Weg, die angestrebten Ziele, insbesondere die Fortführung der Blasmusiktradition in Stollhofen, erfolgreich weiterverfolgen zu können.
Vom 25.-28.06.2004 feierte der Musikverein Stollhofen sein 50 jähriges Bestehen mit einem Bezirksmusikfest. Neben musikalischen Veranstaltungen im Festzelt war der historische Festumzug ein unvergesslicher Höhepunkt.