Aufatmen bei den beiden Kulturträgern in Stollhofen: Das traditionelle Adventskonzert des Musikvereins Stollhofen und dem Gesangverein „Liederfreund“ Stollhofen hat trotz zweijähriger Coronapause nichts von seiner Anziehungskraft eingebüßt. In der vollbesetzten Festhalle erlebten gut 250 Besucher einen sehr unterhaltsamen Konzertabend. Das Arrangement von Musik und Gesang gehört seit 1968 zum festen Bestandteil des Veranstaltungskalenders in der ehemaligen Festungsstadt.
Xenia Petersen-Blahuschek, die musikalische Leiterin des gemischten Chores und des Projektchors vom 1882 gegründeten „Liederfreund“ hatte die Messlatte für den Literaturanspruch ihrer Liederauswahl nicht eben an der untersten Stufe liegen lassen. Die von Roman Kühn auf dem Klavier begleiteten Stücke, wie beispielsweise die Ballade „Can you feel the love tonight“, aus dem Musical „König der Löwen“, erforderte von den 26 Akteuren viel Aufmerksamkeit, insbesondere bei den jeweiligen Einsätzen. Nach der eine lustige Anekdote erzählende Komposition „Das Rendevous“ und Eric Claptons „Tears in Heaven“ setzte der Projektchor bei Peter Maffay`s „Über sieben Brücken musst du geh`n“ dynamische Akzente. Etwas zum Mitsummen gab`s dann vom gemischten Chor und dem Evergreen „Aber Dich gibt’s nur einmal für mich“, bevor adventliche Klänge das Geschehen auf der Bühne bestimmten. Unterstützt von Mitgliedern des Kinder- und Jugendchors präsentierten die Sängerinnen und Sänger mit Michael Jackson`s „We are the world“ ein stimmungsvolles Gesangsfinale.
Standesgemäß mit einem Marsch eröffnete das Blasmusikorchester des Musikvereins den zweiten Teil des Adventskonzerts. Die Komposition „Captain America March“ war geprägt durch eine straffe und klar strukturierte Taktgebung, wobei selbst der bei dieser Musikgattung regelmäßig melodiös gehaltene Mittelteil von kantigen Akzentuierungen geprägt war. Michael Fuder hatte sich offensichtlich bewusst für eine sehr dominant und durchdringend wirkende Komposition als Eröffnungsstück entschieden – die Aufmerksamkeit des Publikums gehörte fortan wieder den Ereignissen auf der Bühne.
Ruhige und majestätische Tonfolgen leiteten zur zeitkritischen Auftragskomposition von Armin Kofler mit dem Titel „Schmelzende Riesen“ über. Die Interpretation der sehr von dynamischen Elementen geprägten Dichtung über den Rückzug der alpinen Gletscher bestach insbesondere durch ihre Rhythmik im rasanten und abrupt endenden Mittelteil. Mirko Hübner hatte zusammen mit seinen Percussion-Kollegium bei seiner Premiere im großen Orchester die Schlagfrequenzen bestens im Griff, die Einsätze der Bläser standen sattelfest und exakt auf den Zählzeiten. Variationen bei jenen Zählzeiten forderten bei „Thinking of you“ die Konzentration des Solisten Frederik Starke. Dezent vom Orchester begleitet brillierte der erfolgreiche Absolvent des Jungmusikerleistungsabzeichens (JMLA) in Gold mit weichen Flügelhornklängen, feinjustierter Schwelldynamik und einer sehr überzeugenden Interpretation. Gleich mehrere Solisten prägten das Arrangement zur Filmmusik „La la Land“ um einen talentierten Jazzpianisten: Auf den Trompeten agierten Nicolai Starke und Timo Ruschmann, auf den Saxophonen Jens Gessert und Tobias Braun, während Manfred Schäfer und Lisa Ruschmann ihren Klarinetten sonore und weichen Klangfarben entlockten. Nach der Erstaufführung von Markus Nentwichs Polka-Hit „Eine letzte Runde“ kündigte Moderator Kurt Götz mit dem Walzer „Pushkin“ melancholische Melodien im „fröhlichen Moll“ an. Die Interpretation des Konzertwalzer des Stollhofener Blasmusikorchesters bestach mit fein abgestimmter Dynamik gepaart mit einer breitgefächerten Artikulation. Den Schlusspunkt setzte Michael Fuder und seine Kapelle mit „When you believe“ aus dem Zeichentrickfilm „Der Prinz von Ägypten“.